22. Oktober 2025

Krieg als Krise der Gesellschaft? Krieg als Krise der Gesellschaft?

Eine gemeinsame Veranstaltung des Kunstmuseums Bonn und der Émile-Durkheim Forschungsstelle: Krisenanalysen

Achtzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bietet sich ein dringlicher Anlass, sich erneut an die Schrecken des Krieges zu erinnern. In der unmittelbaren Gegenwart ist es zutiefst beunruhigend, den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine weiterhin in vollem Gange zu erleben. Die Zeugenschaft eines verheerenden Terrorakts und der nahezu vollständigen Zerstörung Gazas stellt eine erschütternde Auseinandersetzung mit der Gegenwart dar. Müssen wir der Illusion einer friedlichen Welt, in der Krieg vor allem außerhalb des sogenannten Westens stattfand, nun einen neuen Realismus entgegensetzen? Sollte die Kriegsforschung vertieft werden, die uns zumindest auf kognitiver Ebene mit der Rückkehr des Schreckens konfrontiert?

Die Émile Durkheim-Forschungsstelle, die sich der Analyse von Krisen widmet, befasst sich in diesem Jahr verstärkt mit der Geschichte, der Gegenwart und den Strukturen des Krieges. Sie möchte sich nicht nur mit den neuen Modalitäten des Krieges (Cyberwars, Drohnenkämpfe, Abwehrsysteme, biologische Waffen etc.) – also der Technologie des Krieges – auseinandersetzen, sondern auch die ‚Kultur des Krieges‘ mit einbeziehen. Symbolische Repräsentationen in Bild und Film, in literarischen Texten, Kriegstagebüchern, Briefen oder auch E-Mail-Kommunikation aus dem ‚Feld‘ haben für den kulturwissenschaftlichen Zugang zum Phänomen des Krieges eine besondere Bedeutung.

Auffällig sind dabei gleichartige Prozesse gesellschaftlicher Transformation, wenn sowohl die funktionale Differenzierung der Sphären von Politik, Wirtschaft, Kultur und Gemeinschaft zusammenschmelzen und auch die schichten- und klassenbezogene vertikale Differenzierung in einem Einheitsgefühl des Kriegserlebens – für einen gewissen Moment der Kriegsbegeisterung – aufzugehen scheint. Wie Kriegsgewinnler:innen und Kriegsversehrte in der Nachkriegsgesellschaft integriert werden oder als Traumatisierte ausgegrenzt bleiben, liefert Stoff für Literaturen und Visualisierungen in Bildern und filmischen Formaten. Gleichzeitig beobachten wir im Prozess der Zivilisation, wie ihn Norbert Elias genannt hat, dass auch die bellistischen Gefühle in normative Ordnungen eingebunden werden, wie das ‚jus ad bellum‘ und das ‚jus in bello‘. Doch auch hier finden neue Gewichtungen im Verhältnis zum humanitären Völkerrecht statt, die das ‚Antlitz des Krieges‘ (Ernst Jünger) verändern.

Am ersten Tag werden die historischen und gegenwärtigen Dynamiken des Krieges sowie seine kulturellen Ausdrucksformen und Wahrnehmungen in den Blick genommen.

Der zweite Tag richtet den Fokus auf die sozialen Prozesse, die Kriege begleiten oder aus ihnen hervorgehen, und fragt nach den normativen Grundlagen und anomischen Zuständen, die sie freisetzen.

Ziel der Tagung ist es, den Krieg nicht nur als politisches oder militärisches, sondern als zutiefst gesellschaftliches und kulturelles Ereignis zu verstehen.

Poster Krieg als Krise der Gesellschaft
Poster Krieg als Krise der Gesellschaft © Privat
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Programm

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